Künstlerischer Projekttag mit Lehrer und Künstler Jörg Schiller
Es ist schon zur langjährigen Tradition an der St.-Gunther-Grundschule geworden, dass einmal im Jahr ein bildender Künstler den Schülern einen praktischen Einblick in die Welt der Kunst vermittelt. Heuer fiel die Wahl auf einen, der den Kindern bereits bekannt war. Jörg Schiller, Lehrer an der Schule – und zugleich bildender Künstler. Er besuchte die FleGS-Klasse 1/2b zu einem ganz besonderen Projekttag, bei dem handwerkliches Geschick und Kreativität gleichermaßen gefordert waren.
Zu Beginn des Vormittags stellte sich Schiller den 21 Mädchen und Buben der vor – nicht als Lehrer, sondern als Künstler. Schon als Kind, so erzählte er, habe er gerne gezeichnet und gemalt. Diese frühe Leidenschaft habe ihn später zu seinem Beruf geführt. Um ein Künstler zu werden, bedürfe es zuerst Fleiß, Übung und Ausdauer, denn das Erlernen einer künstlerischen Technik sei zunächst Handwerk – und dieses will gelernt sein. Erst die Kombination aus technischer Fertigkeit und persönlicher Ausdruckskraft mache den Künstler aus.
Schiller berichtete den Kindern von seinem eigenen Werdegang. Seine künstlerische Laufbahn begann er in der Glashütte Eisch als Glas- und Porzellanmaler. Nach der Lehrzeit arbeitete er als Geselle, bevor er in Regensburg Kunsterziehung studierte. Dort lernte er unterschiedlichste Techniken kennen – von Zeichnung und Druckgrafik bis zur Ölmalerei, der er sich bis heute verschrieben hat. Neben seiner Lehrtätigkeit bleibt Schiller künstlerisch aktiv und pflegt die klassische Ölmalerei als sein bevorzugtes Ausdrucksmittel.
Anschließend präsentierte der Gast den Kindern eine Auswahl seiner Werke aus verschiedenen Jahrzehnten. Detailreiche Landschaften, Stillleben und Porträts gaben Einblick in seine Entwicklung und die Herausforderungen der Ölmalerei und wurden von den Kindern interessiert betrachtet.
Für den Praxisteil hatte Schiller die Materialien allerdings bewusst kindgerecht gewählt: Ölkreiden und Wasserfarben. Die Arbeit der Kinder war in zwei Phasen gegliedert. Zunächst widmeten sich die Kinder der „Formfindung“. Sie suchten sich Äpfel und Birnen aus, um deren Formen mit zarten Linien nachzuspüren – Linien, die gegebenenfalls verworfen und neu gesetzt werden durften, bis eine stimmige Gesamtform entstand.
Es folgte die zweite Phase, die „Komposition“. Nun sollten die jungen Künstler ihre Früchte auf einem neuen Blatt in Beziehung zueinander setzen. Anhand eigener Stillleben zeigte Schiller, wie spannend Form und räumliche Anordnung wirken können. Mühelos erkannten die Kinder, dass es hier so aussähe, als wäre der Apfel in die daneben liegende Birne verliebt, dort aber schien ein Apfel drohend auf zwei Kleinere herabzublicken und andernorts schien eine Birne besonders eitel zu sein. Diese lebendigen Beispiele inspirierten die Kinder, auch ihren Früchten durch Anordnung und Größe Charaktereigenschaften zu verleihen und so manchem Kind kam sogar in den Sinn, die Äpfel und Birnen mit Gesichtern oder Armen und Beinen auszustatten.
Schiller begleitete das Tun der Schülerinnen und Schüler aufmerksam, lobte gelungene Ideen, gab behutsam Tipps und freute sich über die kreativen Wendungen in den Bildern. In der abschließenden Bildbesprechung hob er bei jedem Werk besondere Elemente hervor, mal die stimmige Komposition, mal den gelungenen Farbauftrag.
Als Jörg Schiller gegen Mittag von der Klasse, dem Klassenleiter Thomas Listl und der Schulleiterin Ramona Vanek verabschiedet wurde, waren sich alle einig: Der Projekttag hatte nicht nur Lust auf mehr Kunst gemacht, sondern zeigte auch, wie viel Freude im schöpferischen Tun steckt – besonders, wenn ein Künstler anwesend ist.

